Courage Preis 2006

Die Bürger der Stadt Leipzig

stellvertretend: Siegfried Grötsch, ehemaliger Vorstand der Nikolaikirche

"Keine Gewalt – Wir sind das Volk." Diese sechs Worte stehen wie keine anderen für die friedliche Revolution von 1989. Umso mehr freut uns, dass das Volk der Demonstranten, das sonst nur selten Preise verliehen bekommt oder geehrt wird, mit dem diesjährigen Courage-Preis ausgezeichnet wird.

Courage haben die Bürger Leipzigs wahrlich bewiesen, als sie im Herbst 1989 den angedrohten Abwehrmaßnahmen der DDR-Staatsmacht trotzten und in immer größeren Massen friedlich auf die Straßen zogen und damit die Auflösung dieser Montagsdemonstrationen unmöglich machten. Auf nahezu alles hatte sich das totalitäre Regime eingestellt, um seine Macht mit Gewalt zu sichern - nur nicht auf Kerzen und Gebete von zehntausenden friedlich Demonstrierenden. Wir fühlen uns geehrt, als Vertreter der Kirchengemeinde St. Nikolai den Preis stellvertretend für die Bürger Leipzigs entgegenzunehmen. Und wir sind stolz, dass die Friedensgebete, die seit 1982 jeden Montag in unserer Kirche gehalten werden, als Wurzel der friedlichen Revolution Annerkennung gefunden haben.

Unser Blick gilt aber nicht nur der Vergangenheit. Denn so sehr die Freude über die friedliche Revolution 1989/1990 unverändert anhält, so sehr brauchen wir die Montagsgebete noch immer. Heute beschäftigen und bewegen die Bürger Leipzigs Probleme und Gedanken wie die hohe Arbeitslosigkeit, die Globalisierung und die zahlreichen Kriegs- und Krisenherde der Welt. Möge der Preis die Bürger Leipzigs ermutigen – und die Gesellschaft bestärken, mehr Courage in allen Lebensbereichen zu zeigen."

Die Leipziger Bürger, die 1989 nach den traditionellen Friedensgebeten in der Nikolaikirche anfangs zu Hunderten, später zu Hunderttausenden auf den Leipziger Innenstadtring zogen, haben mit ihrem Mut, ihrem festen Willen und dem Verzicht auf Gewalt den Grundstein für die deutsche Wiedervereinigung gelegt.

Das Komitee Courage erkennt die Entschlossenheit der Bürger, demokratische Grundrechte mit friedlichen Mitteln eingefordert zu haben, an. Stellvertretend verleihen wir den 11. Courage-Preis an Pfarrer Christian Führer und den langjährigen Kirchenvorstand Siegfried Grötsch.