Courage Preis 1997

Dr. Jürgen Großmann

„Wozu braucht man Courage?
Wer beim Begriff Courage in erster Linie an Fürsorge, Wohltätigkeit und zur Schau gestellte Solidarität denkt, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Wir brauchen keine Ausweitung der subventionierten Großzügigkeit. Im Gegenteil: Für diesen Bereich haben unsere Sozialstaatsromantiker bereits ein Vollkasko-Modell entwickelt, das die Anreize zur Eigeninitiative lähmt. Dabei müssten gerade Eigenverantwortung und Bereitschaft zur Veränderung bei uns Konjunktur haben. Wir müssen die sicheren Häfen und unsere ausgetretenen Pfade verlassen. Für solche Projekte brauchen wir Courage, den Blick über den Tellerrand und den Mut, auch mal gegen den Strom zu schwimmen. Erst dann werden wir neue Ufer erreichen. Erst dann werden wir uns die oben genannten Werte überhaupt weiter leisten können.

Dass das Komitee nun gerade mir diesen Preis für couragiertes Handeln verliehen hat, war auch für mich erstaunlich. Mit der Sicherung des Stahlstandortes Georgsmarienhütte wurden zwar viele Arbeitsplätze gerettet, meinen Beitrag dazu habe ich aber nicht aus Mitleid geleistet. Ich sah Potential in diesem Unternehmen und seinen Mitarbeitern und wollte diese Chance nutzen. Letztlich wurden darum die Beschäftigten der Georgsmarienhütte GmbH ausgezeichnet, die mit Ihrem besonderen Einsatz und dem Vertrauensvorschuss für mich einen erfolgreichen Stahlstandort erst ermöglicht haben.“

Der geschäftsführende Gesellschafter der Georgsmarienhütte Holding engagiert sich seit Anfang der 90er Jahre für die Rettung von angeschlagenen Unternehmen in der Stahlindustrie. Mit dem Courage-Preis 1997 würdigte das Komitee besonders seinen Einsatz bei der Sicherung des Stahlstandortes Georgsmarienhütte. Mit der Umwandlung in die Georgsmarienhütte GmbH konnten auf diese Weise in der Region Osnabrück viele Arbeitsplätze gesichert werden.